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Interview mit Holger Hammes, Geschäftsführer von bliggit
Holger Hammes, Geschäftsführer Bliggit, sprach darüber, wie die Idee zur Stadt-App „Bliggit“ für Wuppertal entstand, worin sich Bliggit sich von anderen Stadtplattformen unterscheidet und warum der 360-Grad-Ansatz von Bliggit die Stadt digital erlebbar macht und die enge Zusammenarbeit mit lokalen Partner*innen fördert.
Wie entstand die Idee zur Stadt-App für Wuppertal „Bliggit“?
Damals standen die drei „großen kommunalen Player“ der Stadt Wuppertal: Die Stadtsparkasse und die Stadtwerke Wuppertal als lokale Unternehmen und die Stadt Wuppertal im regelmäßigen Austausch und stellten fest, dass sie in Bezug auf die Stadt Wuppertal vor ähnlichen Herausforderungen stehen: Wie erreicht man die Bürger/innen und wie kann man darauf einzahlen, sodass alles, was angeboten wird von ihnen auch wahrgenommen wird?
Mit dieser Frage im Gepäck trat eine Wuppertaler Delegation dann im Jahr 2017 die Reise nach Estland an. Dort durften wir dann die Zukunft kennenlernen und erlebten, wie ein digitalisiertes Land aussieht.
Von diesem Gedanken beseelt wieder zurück in Deutschland entstand der Wunsch nach einem Projekt unter der Leitfrage: Ist eine digitale Gesellschaft auch auf der Stadtebene möglich?
Als Ausgangssituation stand der Wunsch eine kommunale Community mit einem zentralen Zugang aufzubauen, sodass alles, was in Wuppertal entwickelt wird damit verbunden werden kann. Dazu gab es dann einen Kontakt mit dem Unternehmen Nortal und eine Machbarkeitsstudie im Jahr 2018: Das Bliggit-Projek mit dem Ziel Deutschland in der Region Wuppertal „neu zu denken“ war geboren.
Wie vereint man erfolgreich Wirtschaft und Gesellschaft unter dem Digitalisierungsgedanken?
Zwar sind bereits diverse Plattformen und Apps in deutschen Städten vorhanden, jedoch fi ndet man dort nur eine sehr eingeschränkte Angebotspalette. Das Problem vor dem ich als Bürger stehe ist: Wie viele Anwendungen brauche ich und muss ich kennen?
Unser radikaler Schritt war es daher im ersten Schritt zu erkennen, dass wenn wir eine Plattform entwickeln, die Verwaltung und Wirtschaft strategisch zusammenbringt, muss diese aus der Sicht der Bürger/ innen gedacht werden. Die Angebote zur Organisation des täglichen Lebens müssen in so relevanter Zahl vorhanden sein, dass ich immer wieder kommen will. Ich erkenne einen Mehrwert und werde idealerweise zu digitalen Services geführt. Gewerbetreibende erreichen dadurch eine größere Community. Zugleich kann auch auf verwaltungstechnische Angebote aufmerksam gemacht werden. Es entsteht ein iterativer Prozess gegenseitiger Mehrwertstiftung und Wertschöpfung auf lokaler Ebene.
Was macht Bliggit anders als andere, weniger erfolgreiche City Plattformen?
Entscheidend ist, dass von Beginn an der richtige Ansatz verfolgt wird. Das Problem vieler Plattformen ist, dass ihre Angebote um Aufmerksamkeit kämpfen müssen, weil es einfach zu viele von ihnen gibt. Die Frage, die man sich stellen muss, ist: Wie viele Plattformen können lokal nebeneinander existieren? Unsere Konstruktion ist anders. Wir legen den Fokus auf einen gemeinsamen, einfachen Zugangsweg über eine intuitive App mit schnellem Zugang zu den verschiedenen Lebensthemen. Alles, was eine Smart City ausmacht, von der intelligenten Parkplatzsuche, über die Nachbarschaftshilfe, bis hin zu Einkaufsund Freizeitangeboten, kann unter dem BliggitPortal aggregiert und über einen zentralen Zugang zusammengeführt werden. Dabei bieten wir ein einzigartiges modernes Frontend, denn jeder Partner kann in seiner aktuellen digitalen Ausgangssituation und ohne große Vorarbeit bei uns aufgenommen werden.
Das nächste, was wichtig ist und damit auch die Schwierigkeit vieler lokaler Plattformen, ist die fehlende ständige Weiterentwicklung. Bliggit hat mit Nortal und weiteren Partnern ein Team vor Ort, dass die Plattform aus konstruktiven Hinweisen heraus ständig weiterentwickelt. Erfolg und Misserfolg von Stadtplattform werden künftig davon abhängen.
Bei Eurer sogenannten „Bliggitalisierung“ der Stadt Wuppertal verfolgt Ihr einen 360-GradAnsatz. Warum seid Ihr damit so erfolgreich?
Der 360-Grad-Ansatz macht die Stadt vielleicht zum ersten Mal digital erlebbar. Nur wenn man lokal präsent ist und ein vertrauensvolles Verhältnis mit den Partnern aufbaut, erreicht man die Bevölkerung auf Augenhöhe. Eine weite Vernetzung, ein guter Marktzugang, sowie die Aufklärung der Interessengemeinschaften und Vereine halfen uns dabei, die Idee in die Breite zu tragen. Diese aktive Information und das auf die Menschen zugehen ist ein wichtiges Konzept der lokalen Betreuung. Denn am Ende einer jeden langfristigen Partnerschaft steht immer die vertrauensvolle Basis.
Warum brauchen wir auch in Zukunft den lokalen Handel?
Die Frage, die man sich stellen sollte, ist: Was bedeutet Shopping für die Menschen heutzutage? Wir fahren nicht mehr nur in die Stadt, um ein Problem zu lösen. Wir gehen mit unserem Partner oder Freunden essen, beraten einander beim Einkauf und besuchen dann vielleicht noch ein Museum – der Stadtbesuch wird zum längeren Aufenthalt. Ideal ist es da, wenn man eine Plattform mit einem 360-Grad-Content für die Innenstadt anbietet und dabei einfach alle relevanten Infos schnell zusammenbringt, ohne dass ich mich dabei an verschiedenen Netzwerken bedienen muss: Digital führt zu analog.
Solange wir Menschen nicht digitalisiert sind, werden wir uns immer auch in der physischen Welt bewegen wollen. Nur auf online umstellen wird nicht das Ergebnis der Coronazeit sein. Vielmehr sehnen wir uns danach draußen zu sein und inspiriert zu werden. Und, wenn ich dabei digital geführt werden kann: Umso besser.
Ihr habt aufgrund der aktuellen Covid-Situation bereits vergangenen Juni beschlossen Eure App in einer Beta-Version zur Verfügung zu stellen: Welche Vorteile einer digitalen Stadtplattform ergaben sich während der Pandemie?
Wir haben bereits sehr früh in der Coronakrise erkannt, dass die physische Präsenz immer schwieriger wird, daher ist eine digitale Ergänzung lokal sinnvoll. Zudem erkannten wir das Potenzial zum zentralen Knotenpunkt für die aktuellen Corona-Informationen der Stadt zu werden; mobil und immer griffbereit. Unser neuer „Super-Use Case ist ein digitaler Überblick über die Testzentren der Stadt. Als bisher einzige Plattform hilft Bliggit den Bürger/innen dabei einen Überblick über die Vielzahl der Termintools in der Region zu behalten. Daneben ist die schnelle und gebündelte Bereitstellung von Online-Diensten ein wertvoller Support für den lokalen Einzelhandel.
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