White Paper: Stellungnahme zu eID in Deutschland

May 3, 2023

Nortal gibt im White­paper „Digitale Identitäten in Deutsch­land – Einschätzungen zu aktuellen Entwicklungen rund um das deutsche eID-Ökosystem“  Handlungs­em­pfehlungen, wie staatliche eID-Lösungen optimiert und ein funktionierendes eID-Ökosystem geschaffen werden können. Es zeigt unter anderem einige Lehren aus Beispielen führender Nationen im Bereich elektronischer Identitäten sowie deren Implikationen für Deutschland.

Deutschland hinkt mit eID-Ökosystem hinterher

Eine professionelle Einschätzung zu aktuellen Entwicklungen rund um das deutsche eID-Ökosystem

„In Deutschland funktioniert das eID-Ökosystem bisher mehr schlecht als recht. Dabei bildet es einen Grundpfeiler für den Aufbau einer digitalen Gesellschaft. Das eID-Ökosystem ist zwingend erforder­lich, um Sicherheit und Vertrauen in digitale Angebote aufzubauen. Es schafft die Möglichkeit, sensible Transaktionen und Dienste über das Internet anbieten zu können. Das betrifft unter anderem Leistungen der öffentlichen Verwaltung und des Gesundheitswesens.“

Hendrik Lume, Partner bei Nortal

Ein funktionierendes Öko­system sicherer elektronischer Identitäten

In Deutschland fällt dem Bund eine Schlüsselrolle im Bereich elektronischer Iden­titäten zu. Er ist verantwortlich für die Regulierung rechtsverbindlicher Identitäten und kontrolliert somit die Grundlagen des deutschen eID-Ökosystems.

Hendrik Lume, erklärt: „In zahlreichen Ländern konnten mit staatlicher Hilfe bereits gut entwickelte und funktionale eID-Ökosysteme etabliert werden. Nicht so in Deutsch­land. Die Aufdeckung von Schwachstellen bei VideoIdent-Verfahren und deren Auswirkungen auf die Verbreitung elektronischer Patientenakten ist ein anschau­liches Beispiel für die realen Konsequenzen der Versäumnisse Deutschlands im Bereich elektronischer Identitäten.“

Ein eID-Ökosys­tem in Kombination mit einem Interoperabilitätssystem ermöglicht den nahtlosen, sicheren und verifizierbaren Aus­tausch von Nach­weisen. Wichtige Ele­mente sind Personen­kenn­ziffern bzw. Identifikatoren, die E-Authentifizierung als sicherer elektro­nischer Nachweis der eigenen Identität und die E-Signatur als elektronische Abgabe rechtsverbindlicher Willenserklärungen.

Handlungsempfehlungen für optimale staatliche eID-Lösungen

Die deutsche Bundesverwaltung hat das Thema eID-Ökosystem mittlerweile auf ihre Agenda gesetzt und ver­sucht, ihrer Verantwortung gerecht zu werden, u. a. durch die Entwicklung von Smart-eID sowie die Einrichtung einer interministeriellen Arbeits­gruppe.

„Uns gehen die Bemühungen jedoch noch nicht weit genug“, sagt Hendrik Lume und fährt fort: „Aus unserer Sicht ist zum Beispiel die Zusammenarbeit mit der Finanzwirt­schaft ein unerlässlicher Erfolgsfaktor zur Schaffung einer kritischen Nutzermasse für staatliche eID-Lösungen. Der Bund sollte daher in Betracht ziehen, die Betreiberge­sel­l­schaft seiner eID-Lösungen für eine Public-Private-Partnership mit der deutsch­en Finanzwirtschaft, insbesondere den kundenstärksten deutschen Banken zu öffnen. So kann ein starker Anreiz gesetzt werden, gemeinsame eID-Lösungen zum Erfolg zu führen.“

Software-basierte mobile Lösung als Brückentechnologie für eID in Deutschland

Nach Einschätzung von Nortal könnte eine in Deutschland zugelassene Software-basierte mobile eID-Lösung als Brück­entechno­logie fungieren. So könnte schon jetzt eine Lösung eingeführt werden, die auf allen gängigen Smartphones funktioniert und für nahezu alle Anwendungsfälle nutzbar ist.

„Die Nutzung beziehungsweise die Entwicklung unterschiedlicher eID-Lösungen in der öffentlichen Verwaltung sowie im staatlich regulierten Gesundheitswesen ist nicht sinnvoll. Der Staat sollte sich stattdessen auf die Entwick­lung von wenigen, aber dafür übergreifenden Lösungen beschränken. Dazu gehören der elektronische Personalausweis und eine mobile eID-Lösung“, sagt Lume.

Registermodernisierung ist Identity Wallets vorzuziehen

Nortal hält die Registermodernisierung als wichtigsten Bestandteil der Digitali­sierungsbestrebungen von Bund, Ländern und Kommunen dieses Jahrzehnts. Moderne Register sind die Grundlage dafür, Verwaltungsleistungen digital anzubieten und Verwaltungs­prozesse effizienter zu gestalten. Die Registermoderni­sierung ist somit eine entscheidende Voraussetzung für die erfolgreiche Digitalisie­rung der deutschen Verwaltung. Diese ist so in der Lage, bestehende und zukünftige Aufgaben effizient und nutzerfreundlich zu erfüllen und trotz Fachkräftemangel handlungsfähig zu bleiben. Hendrik Lume erklärt:

„Die Registermodernisierung ist dem europäischen Ansatz von Identity Wallets vorzuziehen, da diese Schwachstellen und Sicherheitsmängel aufweisen und im Endeffekt ein unnötiger, doppelter Weg sind, um das Problem zu adressieren, das wir bereits mit der Registermodernisierung angehen. Schon jetzt sehen wir, dass Ressourcen zur Umsetzung von IT-Projekten in der Verwaltung knapp sind, daher müssen wir stärker Projekte priorisieren, die einen wirklichen Mehrwert bringen – ID-Wallets gehören nicht dazu.“

E-Signaturen als elementarer Baustein für digitale Gesellschaft

Nortal empfiehlt, die Verbreitung elektronischer Signaturen staatlich zu fördern. Die weitläufige Verbreitung und Nutzung von E-Signaturen liegt im gesell­schaftlichen Interesse, da sie die Effizienz in Wirtschaft und Gesellschaft erhöht und zudem posi­tive Umwelteffekte zeigt.

„Aus unserer Sicht hat der Bund die Möglichkeiten und auch die Verantwortung, die Verbreitung von E-Signaturen in Deutschland zu fördern. Denn ohne eine einfache und sichere digitale Möglichkeit zur Abgabe rechtsverbindlicher Willenserklärungen ist die Etablierung digitaler Rechtsgeschäfte stark eingeschränkt“, erklärt Hendrik Lume.

 

Hier können Sie das White Paper „Digitale Identitäten in Deutsch­land – Einschätzungen zu aktuellen Entwicklungen rund um das deutsche eID-Ökosystem“ von Nortal kostenlos herunterladen:

 

Link zum Download

 

Sprechen Sie uns an

Hendrik Lume

Hendrik Lume

Senior Consultant

Hendrik Lume ist Senior Consultant bei Nortal und hat den Großteil des letzten Jahrzehnts damit verbracht, der öffentlichen Verwaltung und Unternehmen zu helfen den digitalen Wandel zu gestalten und nutzerfreundliche digitale Lösungen einzuführen.

Ähnliche Beiträge